Auf den Punkt gebracht

Drei Fragen an den Buchumschlaggestalter Karsten Weyershausen

Der Erfolg eines Buches hängt auch immer stark von der Wirkung seiner Umschlaggestaltung ab. Neben dem künstlerischen Talent ist dabei zudem der Bezug zum Inhalt das Gespür für das Genre abhängig. Der Braunschweiger Illustrator Karsten Weyershausen bietet nicht nur eine breite Palette von gekonnt-minimalistischer Gestaltung bis hin zur verspielten Comickunst, er trifft mit seinen Buchumschlägen auch immer den Kern des Buches.

Karsten, seit zehn Jahren bist du unser am meisten gebuchtester Illustrator für Buchumschläge. Wie würdest du selber deinen Stil beschreiben? Und wie können wir uns deine Vorgehensweise vorstellen?

Ganz sicher hatten die Illustratoren des »New Yorkers« einen großen Einfluß auf mich. Einen bestimmten Stil habe ich aber nie verfolgt. Ich würde mich eher als Schwamm bezeichnen, der versucht alles, was er wahrnimmt in die eigene Arbeit einfließen zu lassen. In dieser Branche wird man leider sehr schnell festgelegt, daher ist es wichtig möglichst vielseitig zu sein.
Bevor ich mit einem Cover beginne, mache ich mir Gedanken über die Zielgruppe. Bei einem Buch wie »Die Wahrheit über Eishockey« zum Beispiel war eine Illustration fehl am Platz, überlegte ich. Sportbegeisterte sind in der Regel eher konservativ, also habe ich mich in diesem Fall für ein Foto entschieden. Zusammen mit der Typografie signalisiert es dem Betrachter eine gewisse Seriosität.
Bei Axel Klingenbergs »Schmorwurst am Brocken« dagegen hatte ich sofort die Idee einen Wegweiser für die Titelei zu nutzen. Auf dieses Cover bin ich noch immer recht stolz, weil alles auf Anhieb funktionierte (was leider nicht immer der Fall ist). Es ist jedoch immer unterschiedlich: Zu einigen Büchern passt eine Illustration, zu anderen ein Foto oder eine Collage.

Autor und Verlag haben im Vorfeld bestimmte Wünsche an dich. Welche Vorgaben sind dabei besonders hilfreich?
Das Cover sollte im Idealfall den Inhalt auf den Punkt bringen. Daher ist es wichtig den Stil des Buchs zu erfassen, ohne es notwendigerweise komplett gelesen zu haben. Ein Exposé reicht da meist völlig, denn oft beginne ich meine Arbeit, wenn das Buch noch gar nicht geschrieben ist. In solchen Fällen bin ich dankbar, wenn der Autor mir im Vorfeld seine Ideen mitteilt.
Es gibt Autoren, die ziemlich genaue Vorstellungen haben, wie das Cover aussehen soll. So etwas kann gut oder auch schlecht sein. Für ihr Buch »Lokalrunde« überreichte mir Martina Bartling nach einem Gespräch sogar eine grobe Skizze. Da unsere Vorstellungen ähnlich waren, funktionierte das ganz prima. Es gibt allerdings auch Autoren, deren Ideen nicht umsetzbar sind, da sie keinerlei visuelles Vorstellungsvermögen haben. Kurz: Die Vorgaben, die man bekommt, sind von Fall zu Fall verschieden. Aber gerade das macht den Job immer wieder interessant.

Sieht man sich in seiner Lieblingsbuchhandlung bei den Neuerscheinungen um, so wird schnell deutlich, dass die Umschlaggestaltung bestimmten Moden unterliegt. Wie sehr beeinflusst dich das?

Sehr. Ich bin jede Woche mindestens einmal beim Buchhändler meines Vertrauens. Ich liebe es dort die Neuerscheinungen zu begutachten. Auch als Leser. Erst neulich habe ich ein Buch gekauft, nur weil ich das Cover schön fand. Ziemlich dumm eigentlich.
Zur Zeit erlebt die Umschlaggestaltung geradezu eine Renaissance, finde ich. Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders. Da waren die englischsprachigen Cover wesentlich schöner sind, als die deutschen – besonders in typografischer Hinsicht. Man muss nur die originalen T.C. Boyle-Ausgaben mit den deutschen vergleichen. Beim neuen Michael Chabon hat Hanser daher wohl gleich das großartige Originalcover verwendet.
Der Umstand das hier lange nichts passiert ist, ist wohl den hiesigen Verlagsvertretern zuzuschreiben, die eine enorme Macht haben (besonders, was die Cover betrifft) und nicht gerade für ihre Experimentierfreude bekannt sind. Cover in bestimmten Farben oder mit einer etwas verspielteren Typografie wurden lange im Vorfeld abgeschmettert.
Heute haben oft die etwas mutigeren Kleinverlage bei den Covern die Nase vorn. Das Cover ist ein wichtiges Verkaufsargument. Man muss schließlich das Interesse des potentiellen Lesers wecken.

Foto: Michael Völkel

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