Wie ein rasantes Match auf höchstem Niveau

Drei Fragen an Frank Bröker zu seinem Roman „RINK“

Was denn, noch ein Eishockey-Buch von Frank Bröker? Ist das Thema nicht langsam „ausgeschrieben“. Ja und Nein. Seit 2012 erschienen vier vielbeachtete Sachbücher aus der Feder des Eishockey-Experten aus Leipzig. Von der Spiel- und Regelkunde, über die nationale und internationale Historie, bis hin zum Blick auf die exotischsten Spielstätten des schnellen Kufensports, scheint tatsächlich alles geschrieben worden zu sein. Doch neben der ständigen Aktualisierung dieser kleinen Hockey-Bibliothek, juckte es Bröker, der ja ursprünglich aus der erzählenden Zunft stammt, wieder gehörig in den Fingern. Herausgekommen ist ein Thriller, der in im hockeyverrückten Alberta spielt, und bei dem eine Reihe von Spielern brutal ermordet werden. Die Ermittlercrew, die wir uns auch in einer weiteren Fargo-Staffel vorstellen können, steht unter Druck – schließlich sind Morde an Vertretern des in der kanadischen Verfassung festgeschriebenen Nationalsports aufzuklären. 

 

Nach einigen vielbeachteten Sachbüchern über Eishockey nun ein Roman, der im hockeyverrückten Kanada spielt? Warum war es Zeit dafür? 

Diese zweite Frage darf man sich als Autor gar nicht stellen. Sonst wäre die Blockade vorprogrammiert. Vermutlich erst recht, wenn man einen gut dotierten Vertrag in der Tasche hat und der Vorschuss bereits zur Hälfte verbraucht ist. Wenn ich die Haltestellenwerbung mit dem Slogan eines Zuzahlverlages „Schreib Dein Buch“ lese, gemahnt das fast schon an eine Drohung. So nach dem Sextelefon-Motto: „Ruf mich an!“ Das Prinzip ähnelt sich, beides geht schwer ins Geld, und die Ergebnisse sind durch die Bank unbefriedigend. Also: niemand rief an, verlangte Cash und drohte donnernd: „Schreib Dein Buch.“ So erlaubte ich mir nach den Sachbüchern mal ein größeres Abenteuer, einen Roman, einen Eishockeyroman im Thriller-Genre, der natürlich nur im Mutterland des Eishockeys spielen kann. „RINK“ kam dabei heraus. Der erste Roman eines deutschen Autors, der im verschneiten Edmonton spielt und in dem tragischerweise Eishockeyspieler ermordet werden. 

Hast du eine Lieblingsfigur in RINK? 

Ich habe, und das mehrdimensional, alle Protagonisten mit ihren kleinen und großen Macken liebgewonnen. Sogar den schlimmsten Figuren kann ich Positives abgewinnen. Tragisch wird es, wenn jemand sterben muss. Eine Romanfigur zu verlieren, ist für keinen Autor leicht, obwohl das niemand ohne Not zugeben würde. Aus dem Ermittlerteam mag ich James Brooks sehr. Ein sanfter Detective, der im Klappentext zwar als „schwermütig“ beschrieben wird, aber bei Weitem nicht so klassisch depressiv daherkommt, wie man es etwa von skandinavischen Krimis erwartet.

Warum ist dein Thriller auch für Menschen lesenswert, die sich nicht für Eishockey interessieren?

Das Buch ist, ohne den kältesten und härtesten Mannschaftssport der Welt kennen oder lieben zu müssen, wie ein rasantes Match auf höchstem Niveau geschrieben. Zwar steht die süchtige Frage: „Wer ist der Mörder?“ ganz oben auf der Agenda. Doch bin ich mir sicher, dass die tieferschürfende Frage: „Warum wird gemordet?“ zweifelsohne noch süchtiger machen wird. Wenn in einem Nebeneffekt herauskommt, dass der ein oder andere Leser sich fürs Eishockey erwärmt, umso besser. Das würde mir gefallen.

Zum Buch „RINK“

Die Presse über das Buch (Auswahl):

folgt …

Fotos: Janne T. (oben), Andreas Reiffer (unten); Buchumschlag: Karsten Weyershausen

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