Mindestens ein Straßenname sollte doch wohl drin sein!

Drei Fragen an Axel Klingenberg zu „Die Wahrheit über Wolfenbüttel“

Das pittoreske Städtchen Wolfenbüttel im Nördlichen Harzvorland wird 2018 ganze 900 Jahre alt. Axel Klingenberg gratuliert mit einem Buch, welches neben den festen Größen Lessing und Jägermeister, auch die weniger bekannten Seiten zeigt und weniger bekannten Persönlichkeiten porträtiert. Wir sprachen mit ihm über sein druckfrisches Werk, welches er selber als „heiteren Spaziergang durch die Geschichte“ beschreibt.

„Die Wahrheit über Wolfenbüttel“ erzählt die Stadtgeschichte anhand von ausgesuchten Biografien. Welches sind deine Top 3-Wolfenbütteler?
Nr. 3 Herzog Anton Ulrich – ein verrückter Barockfürst, der sich für einen Künstler hielt und sich in Salzdahlum ein riesiges Schloss bauen ließ. Aus finanziellen Gründen jedoch aus Holz und nicht aus Stein, das deshalb auch rasch vermoderte und von dem heute nur noch wenige Spuren zu finden sind.
Nr. 2 Anton Wilhelm Amo – ein Afrikaner, den es an den Wolfenbütteler Welfenhof verschlug und der hier eine exzellente Ausbildung erhielt, um anschließend in Halle Philosophie zu studieren. Nach dem Tod seiner Förderer wurde er jedoch Opfer einer rassistischen Spottkampagne und ging nach Afrika zurück. Eine Schande, dass ihm immer noch die gebührende öffentliche Anerkennung in Wolfenbüttel verwehrt wird. Mindestens ein Straßenname sollte doch wohl drin sein!

Nr. 1 Lessing natürlich. Man muss sein Werk nicht lieben, aber man muss es wertschätzen! Seine Forderung nach Toleranz ist so aktuell wie eh und je! Und sowieso scheint er ein echter Sympath gewesen zu sein, der immer wieder mal mit Autoritäten aneinander geriet. Leider war ihm privat nicht das Glück beschieden, das er verdient gehabt hätte.

In deinen bisherigen Büchern wie „Döner mit Braunkohl und Bier – Das Braunschweig-Buch“ oder „Die Wahrheit über Niedersachsen“ haben die Bewohner der dort beschriebenen Landstriche einiges einstecken müssen. Was müssen in dieser Hinsicht die Bewohner von Wolfenbüttel in deinem neuen Werk fürchten?
Na ja, der Unterschied zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel ist folgender: Braunschweig ist eine Kleinstadt, die eine Großstadt sein möchte. Wolfenbüttel hingegen ist eine Kleinstadt, die immer eine Kleinstadt bleiben wird. Das spricht natürlich überhaupt nicht gegen das Städtchen, es zeichnet sich vielmehr durch seine – sinnbildlich und wörtlich – „kurzen Wege“ aus.

Wie sähe für dich ein perfekter Tag in Wolfenbüttel aus?
Der perfekte Tag in Wolfenbüttel begänne damit, dass man an einem Hochsommertag im Parkhotel erwacht und von dort aus Richtung Bibliothek und Schloss schlendert, um sich in aller Ruhe diese beiden Gebäude sowie das Lessing-Haus anzuschaue. Anschließend verlustierte man sich auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt – der perfekte Tag findet nämlich sowohl im Sommer als auch im Winter statt. Anschließend geht es zum Lokal Tomato, einer entzückender kleinen Pizzeria in der Innenstadt, bei der man immer Gefahr läuft, sich den Kopf an der niedrigen Decke zu stoßen. Aber dieser Tag ist ja perfekt – daher passiert das nicht. Übrigens ist inzwischen wieder Sommer, denn wir wollen ja draußen sitzen. Danach geht es weiter zum Theatervorplatz, wo wir beim Kultursommer ein Konzert genießen. Oder es ist wieder Winter geworden. Dann gehen wir natürlich hinein und sehen uns eine rundum gelungene – also modernisierte – Aufführung von „Nathan der Weise“ an. Anschließend lassen wir auf der Terrasse des Zimmerhofs 13 bei dem einen oder anderen Kaltgetränk den perfekten Tag ausklingen.

Zum Buch Die Wahrheit über Wolfenbüttel

Die Presse über das Buch (Auswahl):

folgt …

Fotos: Andreas Reiffer

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