Nie etwas für selbstverständlich halten!

Drei Fragen an Birgit Fuß zu »R.E.M. – Life And How To Live It. Die Geschichte einer Rockband, die (fast) keine Fehler machte«

Als Redakteurin des Rolling Stone – und gleichzeitig großer Fan von R.E.M. – war Birgit Fuß so nah an der Band aus Athens (Georgia), wie wohl kaum eine andere Journalistin. Und da Fuß auch noch sehr gerne Biografien schreibt, war ihr »R.E.M. – Life And How To Live It« natürlich eine Herzensangelegenheit. Mit dem Buch hat sie zudem den Beweis angetreten, dass Bandbiografien auch ganz wunderbar ohne die großen Skandalgeschichten auskommen können.

R.E.M. haben sich vor 12 Jahren getrennt. Abgesehen von ihren Songs, welchen popkulturellen Fußabdruck haben sie hinterlassen?

Ohne R.E.M. wären Karrieren wie die von Radiohead oder Coldplay vielleicht gar nicht möglich gewesen, auch Muse und sogar Green Day haben sich an ihnen orientiert. Sie waren die Ersten, die es mit Alternative-Rock an die Spitze der Charts geschafft haben – zu ihren eigenen Bedingungen. Sie haben das Genre definiert und gleichzeitig seine Grenzen gesprengt. Das hat bei den Major-Labels vielen ähnlichen Bands die Türen geöffnet. R.E.M. haben keine kreativen Kompromisse gemacht, ihre Freundschaft immer über das Geschäft gestellt, sich weder von Gier noch Ego leiten lassen: Davon könnten immer noch viele Bands etwas lernen, auch wenn das Musikbusiness heute anders funktioniert als in den 80er- und 90er-Jahren. R.E.M. werden immer ein Beweis dafür bleiben, was alles möglich ist, wenn sich vier gute Menschen zusammentun und genau wissen, was sie wollen.

Mit den Texten von Michael Stipe hast du dich schon in deiner Magisterarbeit beschäftigt, jetzt wieder in deinem Buch. Was lohnt es sich über diese Texte zu wissen?

Vor allem weiß ich nach Jahrzehnten, dass es nicht schlimm ist, einiges nicht zu wissen! Im Gegenteil: Die Rätsel machen den Zauber aus. Vieles wird in Stipes Lyrik nur angedeutet, und in dieser Vagheit gibt es Welten zu entdecken – von all den Südstaaten-Mythen bis zu sehr moderner Verwirrung. Es geht bei Stipe oft um Kommunikationsprobleme und Ängste, auch viel um Politisches und Moralisches: Wie lebe ich ein möglichst gutes Leben? (Siehe Buchtitel!) Außerdem steckt sehr viel Natur in Stipes Texten. Deshalb habe ich für »Life And How To Live It« einige lustige Listen zusammengestellt – wie die mit allen Pflanzen und Tieren, die in R.E.M.-Songs vorkommen. Wer noch mehr findet, soll sich bitte melden!

Du schreibst auch über die Zeit und die Aktivitäten der Bandmitglieder nach der Trennung. Da das Buch Anfang des Jahres in Druck gegangen ist, kannst du uns ein kleines Update geben – was gibt es Neues?

Zum Glück nicht viel! Ich hatte etwas Angst, dass es mir ähnlich geht wie bei meiner Magisterarbeit 1997: Darin hatte ich betont, dass es R.E.M. nur als Quartett geben kann – und kurz nach der Abgabe stieg dann Drummer Bill Berry aus. Ich habe trotzdem eine Eins bekommen, aber es war mir eine Lehre: Nie etwas für selbstverständlich halten! Natürlich passiert bei R.E.M. immer irgendwas, Auftritte der einzelnen Musiker oder Benefizaktionen, Bahnbrechendes war 2023 allerdings bisher nicht dabei.

Zum Buch

Pressereaktionen (wird fortgesetzt):

Ruhrbarone.de (Besprechung)

Sanitätshaus Aktuell (Buchtipp)

Radioeins (Interview)

TV Magazin Prisma (Interview)

Autorinnenfoto: Friedericke Göckeler

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