Versucht, das Kind in ihm zu entdecken

Drei Fragen an Kathrin Brigl und Siegfried Schmidt-Joos zu »Rock’n’Rau. Wie der Konzertveranstalter Fritz Rau zum Buchhalter der Träume wurde«

Fritz Rau (1930–2013) hätte eine große Karriere als Jurist vor sich gehabt. Er entscheidet sich aber dagegen, denn er hat eine andere Mission: Als Konzertpromoter und Tourneebegleiter bringt er zusammen mit Horst Lippmann Jazz, Blues, Soul und Rock auf die europäischen Konzertbühnen.
Kathrin Brigl und Siegfried Schmidt-Joos porträtieren in »Rock’n’Rau« den großen Konzertimpressario und Kosmopoliten.

Die Grundlage des Buches sind über 50 Stunden Tonbandmaterial aus dem Jahr 1985, in denen Fritz Rau Ihnen teilweise sehr emotional und persönlich Auskunft gibt. Wie gelang es Ihnen, dass er so offen mit Ihnen sprach?

Kathrin Brigl: Ich habe Fritz bei der Befragung tief in die Augen geschaut und versucht, das Kind in ihm zu entdecken. Das scheint mir gelungen zu sein. Es erklärt seine emotionale Aufrichtigkeit.

Siegfried Schmidt-Joos: Durch das Vertrauen, das uns Fritz Rau entgegenbrachte, nachdem er bereits seit 1958 vertrauensvoll mit mir zusammengearbeitet hatte.

Wäre ein Fritz Rau in der heutigen Live-Event-Welt noch vorstellbar?

Kathrin Brigl: Er wäre auch heute so umstritten wie damals. Einen wie ihnen hätten wir jedoch in unserem digital immer kälter und banaler werdenden Showbusiness heute nötiger denn je.

Siegfried Schmidt-Joos: Da sich Fritz Raus Auftreten durchaus im Rahmen der Conditio Humana bewegte, wird jede Generation auch Charaktere wie ihn hervorbringen. Er hätte es beim gegenwärtigen Zeitgeist allerdings mutmaßlich schwerer.

Welches waren aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Konzerte, die Lippmann + Rau veranstalteten?

Kathrin Brigl: Für mich natürlich das Konzert der Rolling Stones in der Berliner Waldbühne 1983, bei dem Fritz Rau uns bat, seine Memoiren zu schreiben. Zu Lippmann und Rau antwortet Sigi.

Siegfried Schmidt-Joos: a) Das „American Folk Blues Festival 1962“, mit dem die Aktivität der Agentur begann und das die „Authentischen Dokumentationen“ einleitete. b) Die Tourneen des Ellington Orchestra sowie des Ella Fitzerald/Oscar Peterson Trios 1963, welche die Zusammenarbeit mit Norman Granz befestigten und US-Top-Jazz auf deutschen Konzertbühnen selbstverständlich machten. c) Bob Dylan auf dem ehemaligen Reichsparteitatagsgelände, heute Zeppelinfeld, in Nürnberg, mit dem L+R zur Entnazifizierung beitrugen.

Zum Buch

Pressereaktionen (wird fortgesetzt):

Henry Kozok auf radiohoerer.info

Richard Mariaux in Klenkes/Aachener Zeitung

Kathrin Brigl zu Gast bei Annette Radüg

Andreas Stephan auf ffm Rock

Siegfried Schmidt-Joos auf DLF Kultur

 

Foto oben (Brigl, Schmidt-Joos): Privat, unten (Fritz Rau): Hans Kumpf

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert